Information ist flüchtig. Oft fällt es uns schwer, uns an den Namen unseres Gegenübers zu erinnern, an die Farbe des Kleides, das ein Gast trug, an das Datum unseres letzten Zusammentreffens. Deshalb tauschen wir Visitenkarten aus, pflegen Kalender, machen Fotos, und bauen darauf, dass so gespeicherte Informationen abrufbar bleiben.
Aber das Foto eines roten Stofffetzens reichert die Information noch nicht an. Wir brauchen Kontext. Am besten das Bild der Person, die das Kleid trug, im Hintergrund das Ambiente, abgespeichert mit Datumsangabe, damit das zugeordnet werden kann. Einem Dritten würden wir aber immer noch ergänzende Informationen zur Hand geben müssen, damit das Foto verstanden wird: »Das war die Trauzeugin Petra bei der Hochzeit in Frankfurt letztes Jahr« oder »Die Dame verantwortet das Marketing des Unternehmens. Wir lernten sie bei dem Symposium in Berlin kennen, bei der wir unser neues Produkt launchten. Das Foto entstand bei der legendären Afterfairparty …«.
Erst wenn Informationen angereichert sind, in Beziehung zu einander treten, aufgefunden und abgerufen werden können, sind sie brauchbar.
Aber was zeichnet dann »intelligente Informationen« aus?
Bereits 2002 erschien das Werk von Ann Rockley mit dem Titel »Managing Enterprise Content. A Unified Content Strategy« bei New Riders Press. Sie befasst sich mit Fragestellung, was Content intelligent macht.
»We define it this way: Intelligent content is structurally rich and semantically aware, and is therefore automatically discoverable, reusable, reconfigurable, and adaptable.«
Wir nehmen das zum Anlass, zu prüfen, ob diese Kriterien gleichfalls auf intelligente Informationen zutreffen können.
Muss intelligente Information stark strukturiert sein?
Nein, das kann sie gar nicht. Information ist (kleinster) Teil eines Inhalts, eines Assets, einer Person. Immer ein granularer Teil, eine eigene Entität, eine eigene kleine Sinneinheit. Als solche ist sie zunächst ohne Bedeutung. Erst die Struktur verbindet Informationen, erhöht sie zum Inhalt. Doch Stukturen sind gemeinhin starr. Deshalb sprechen wir lieber von Relationen.
Intelligente Information hat semantische Bedeutung
»Semantically aware« bezieht sich auf semantische Bedeutung. Das sind Informationen, die angereichert sind, mit Metadaten versehen, relational verknüpft mit anderen Informationen. Erst wenn eine Information angereichert ist, kann sie in Beziehung treten, »bewusst« werden. Nehmen wir Organisationen, die personalisierte Inhalte erstellen:
Erst wenn Informationen in einen Bedeutungszusammenhang treten (z.B. bevorzugt, hat gekauft, hat angefordert), werden sie wertvoll und relevant. Dabei sollte die Relationen und Anreicherungen dynamisch erfolgen können. Weitere und spannende Dimensionen können hier z.B. Zeit (gekauft am / will benachrichtigt werden am) und Ort (Stichwort Location-based Services) sein.
Intelligente Information ist auffindbar
Rockley sagt, Inhalt müsse semantische Bedeutung haben und strukturiert sein, um aufgefunden werden zu können. Wir sagen, intelligente Information wird nicht nur leichter aufgefunden, sondern findet auch die Nutzer, empfiehlt sich selber. Sie kennen die Suchagenten, die Ihnen z.B. bei Amazon die Bücher empfehlen, die Sie auch interessieren können. Da wurden Relationen aus Ihrem Lese- und Kaufverhalten und dem anderer Nutzer gebildet. Und wenn Sie sich für ein dediziertes Thema interessieren, werden Ihnen neue Produkte angeboten, ohne dass Sie sich jeweils auf die Suche danach machen müssten.
Intelligente Information ist wiederverwendbar
Ein Kriterium intelligenten Contents sei nach Rockley, dass er wiederverwendbar ist. Häufig verwendete Inhalte stünden uns damit besser zur Verfügung, als seltener genutzte Inhalte. Integriertes Publishing oder integrierte Kommunikation, die auf relationalen Informationen basieren, erfüllen dieses Kriterium alleine schon deshalb, weil die Häufigkeit der Verwendung ja nichts anderes ist, als eine weitere Information, eine Eigenschaft, die gleichermaßen verknüpft ist. Gleiches gilt im Übrigen für die Kriterien »reconfigurable« und »adaptable«.
Intelligente Information organisiert sich selbständig
Content ist strukturiert oder eine Summe von Informationen, die in Beziehung zueinander stehen. Nehmen wir ein Wörterbuch oder ein Glossar (bei dem jeder Eintrag aus den Informationen Begriff und Begriffserklärung sowie ggf. Verweisen und Merkmalen besteht), brauchen wir keine Struktur, um die Informationen zu reorganisieren oder in einem anderen Kontext anzuwenden. Solche Informationen oder Assets sind viel variabler als strukturierter Content es sein könnte, der erst einmal auf neue Benutzerbedürfnisse abgestimmt werden müsste.
Information creates Relations
Informationen, die in einer Bedeutung zueinander stehen, sind nichts anderes als Content. Eine Information allein (nehmen wir z.B. eine binäre Zahl) referenziert noch nicht. Erst wenn diese Zahl (z.B. 4 als Kürzel für for oder als böses Omen im chinesischem Kulturraum) eine inhaltliche Anreicherung erhält, wird sie zu Content. Dieser ist als organischer Sinnzusammenhang – um Rockleys Begrifflichkeit aufzunehmen – hochintelligent und variabel. Wenn dann so Mensch und der Inhalt zusammenkommen, können wir unsere (starre) Vorstellung von der Informationsgesellschaft verlassen und endlich von der Wissensgesellschaft sprechen.
Seien Sie ein Teil davon!
Abonnieren Sie unseren Newsletter für wertvolle Branchentrends, Tipps und Best Practices.